Kultur

Beklemmendes Sittengemälde um persönliche Freiheit

Filmkritik: Die Nonne (1966)


The Parlor of the Nuns at San Zaccaria, 1745-1750. (Quelle: Francesco Guardi)
GDN - Filmkritik: Die Nonne (Originaltitel: La Religieuse - Suzanne Simonin, la religieuse de Diderot), 1966.
Jacques Rivette setzte Denis Diderots gleichnamiges Drama 1966 atmosphärisch in Szene. Beklemmend realistisch charakterisiert Anna Karina als Nonne Suzanne Simonin die Ohnmacht des Individuums.
Jacques Rivette setzte Denis Diderots gleichnamiges Drama 1966 atmosphärisch in Szene. Beklemmend realistisch charakterisiert Anna Karina als Nonne Suzanne Simonin die Ohnmacht des Individuums - ihr Ticket auf das angeborene Recht persönlicher Freiheit kann sie nicht einlösen. Am Ende dreht sich der Spieß um und entlarvt die Hypokriten: Suzanne Simonin ist die wahre "Religiöse", die an gesellschaftlichen Widerständen scheitert.
Man nimmt es ihr ab. Insofern büßt das Drama nicht an Aktualität ein, reduziert man die Sozialkritik nicht allein auf den Aspekt der Frauenkonvente im 18. Jahrhundert. Das Zusammenspiel mit Liselotte Pulver als Äbtissin Madame de Chelles ist spannungsvoll und exzeptionell. Die sorgfältig ausgewählten Drehorte in Deutschland und Frankreich sowie die Kostüme von Anaïs Romand geben den letzten Schliff. Eine Premium-Adaption bis heute.

Hintergrund:
Das Drama unter der Regie von Jacques Rivette wurde nach der Premiere in Cannes im Mai 1966 verboten. Verspätet lief der Film im Kino im Juli 1967 an.

weitere Informationen: https://my.tvspielfilm.de/kino/filmarchiv/film/die-nonne,1308708,ApplicationMovie.html

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